Einmal Hölle und zurück…

Ich hab den Teufel geküsst...
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Ich hab den Teufel geküsst!

Jetzt hab ich ein bisschen Tage gebraucht um diesen Erfolg einordnen zu können…Wie wichtig dieser Sieg für mich ist und warum es genau dazu kam, gerne in ein paar ausführlichen Zeilen.

2018 als ich mit Sabine Sommer gemeinsam in Rekordzeit (11h 29 min) diesen Höllenritt beendete habe, war es auch eine Saison die mich nicht nur sportlich sondern auch privat in andere Sphären katapultierten…

2019 wollte ich diesen unfassbar tollen Marathon noch einmal schaffen. Voller Motivation stand ich bei Regen und Kälte wieder am Start – doch diesmal kam alles anders… AUFGABE!!! Mein erstes und bis jetzt letztes Rennen das ich nicht erst im Ziel beenden konnte.

Es war hart – tiefer Fall für mich – denn ich wusste, dass hier mehr dahinter steckte als nur ein Rennen aufhören zu müssen…

  • 2020 Covidbedingte Absage
  • 2021 Hochzeit meiner lieben Sista Gerti

Will man erfolgreich sein dann brauche man dazu ein funktionierendes Netzwerk. Einen Partner, der dich dabei unterstützt und das versteht, Kinder, die nicht zu kurz kommen, ein Job, der dir Freude macht und nicht Energie raubt, Freunde, die dich stärken, wenn du mal einfach Kraft brauchst, Unterstützer, die dir das Beste gönnen, Sponsoren, die dir Material zur Verfügung stellen, das in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich ist und dann noch ein optimales Training, um sich körperlich für den perfekten Tag vorzubereiten…

Meine Familie und Freunde, die mich wirklich kennen, wissen, dass ich kaum mehr, wie 10 Stunden trainiere pro Woche. Trotzdem wollte ich 2022 dieses Rennen unbedingt finishen.

2022

Im Februar investierte ich, das erste Mal in meinen Leben, in ein Wattsystem, sogar kurzfristig ließ ich mir einen Trainingsplan erstellen (danke an Andreas Madlmair ), eine Leistungsdiagnostik durchführen (Dr. Rainer Hochgatterer) und im Frühjahr bin ich sogar auf Trainingslager geflogen (danke liebe Pia-Maria Thoma für diese tolle Zeit). Einige Wochen versuchte ich mich nach Plan vorzubereiten…

All das ist aber in meinem Leben mehr Druck als Spaß (Nachtdienste, unplanbare Situationen, Kinder die krank werden, berufliche Coronasituation auf der Intensivstation erschwerten mir ein perfektes Training ) und ich wollte nicht, dass aufgrund meines Trainings irgendwer zurückstecken musste, schon gar nicht meine Kinder und daher musste ich nach meinem ersten Trainingslager im März beschließen ohne Plan und wieder nach Gefühl weiter zu trainieren. Und das Allerwichtigste, wieder Freude zu bekommen bei dem was mir so viel Spaß macht… dem Mountainbiken!

Die Motivation kam bald wieder und so startete ich Ende Mai beim Granitmarathon – leider mit nicht ganz dem erwünschten Ergebnis – etwas geschwächt nach einer Erkrankung zwei Wochen davor. Dennoch zufrieden, da ich ja trotzdem an dem Tag mein Bestes gab.

So blieb mir noch ein bisschen Zeit, nach dem Granitmarathon, um mich auf dieses Rennen „Einmal Hölle und zurück“ die Salzkammergut Trophy vorzubereiten.

Allerdings war dann nur mehr eine einzige längere Ausfahrt mit 9 Stunden möglich (Stoneman Taurista – einzigartig mit Martina Ritter und Stefan Brenner), der Rest des Trainings war eher bei 1-2 Stundenausfahrten und ich versuchte so gut wie möglich meinen Kopf, meinen Willen auf diese unfassbaren 7000 Höhenmeter und 213 Kilometer zu fokussieren.

Dieser Marathon war für mich mehr als ein Rennen und ein Sieg.

Vor dem Rennen

Die letzten 3 Wochen vor dem Marathon waren alles andere als rund… Ich war komplett durch den Wind, war brutal angespannt, wusste, dass die Trainingsvorbereitungen an der absolut untersten Grenze waren. Doch dann gibt es diese positvien Menschen in deinem Umfeld die einfach für dich da sind. So wunderschön, dass man in solchen Momenten/Zeiten so gute Freunde/Familie hat wie ich, die mich in allen Punkten wieder stärkten.

Meine Physiotherapeutin Nici Ginner bringt ganz schnell meinen Nacken und meine Leiste auf Vordermann. Stressbedingt kommt immer alles zusammen und zwickt. Manfred Gattringer schiebt ein kurzfristiges Bikefitting mit meinem neuen Bike ein und stellt mir meine Sattel und Pedale noch auf den Punkt perfekt ein. Thomas Werani schreibt mir noch die letzten Wochen wie ich mich im Training verhalten sollte, ohne grob Fehler zu machen (soweit es ging ohne Druck) und unterstützt mich in vielen Fragen motivierend und positiv! Danke!

PR-optics Asten & Steyregg besorgt mir noch die beste Brille für den klaren Durchblick von Früh bis Spät. Mathias Freimüller und sein Team von Salzkammergut Biker  nehmen sich kurzfristig (mehrmals) Zeit um das Material für mich vorzubereiten. Dieses Bike – Trek supercaliber – ist die absolute Oberliga und benötigt viel Feinheit und Technik was die Jungs einfach perfekt hinbekommen!!!

RC ARBÖ SK VÖEST mein Verein der immer hinter mir steht!

 

Alles in allem … ES WIRD! Noch 6 Tage bis zum Start

Annika bekommt 5 Tage vor dem Rennen 39,7 Fieber – wiedermal Angina … natürlich liegt ein krankes Kind Tag und Nacht bei Mama und braucht mich. Diesmal war mein Immunsystem aber stark genug die Bakterien fern zu halten und ich habe, statt Urlaub in Schladming, die Tage vor dem Rennen, mit viel Kuscheln und Schlafen verbracht und mich NICHT angesteckt!

Dann Freitag Mittag endlich alles zusammengepackt- Abfahrt nach Bad Goisern. Kinder (Annika endlich wieder fast gesund) zu ihrem lieben Papa gebracht und somit mit freiem Kopf losgefahren. Danke Stefan, dass wir so gut miteinander funktionieren.

16 Uhr Treffpunkt in der Unterkunft in Bad Goisern zur Teambesprechung – Gerti Grassler (meine Schwester), Sabine Wiesmayr und Jörg Asanger meine unfassbar coolen Betreuer waren vermutlich genau so aufgeregt wie ich. Bei der Frage: Was ist unser Ziel?- meinte Jörg – „Schön wär´s schon, wennst gewinnst“.

Meine Ziele waren aber diesmal ganz anders (zumindest noch am Freitag), ich wusste, dass ich starke Konkurrenz hatte mit Vroni Weiß und Cemile Trommer, und es nicht einfach wird.

 

Alles besprochen, Verpflegungsstellen eingeteilt, gelacht, Blödsinn geredet und natürlich hat mein Team mir etwas (positiven) Druck aufgebaut.  So sind wir dann abends zur Fahrervorstellung ins große Festzelt (wow, war da viel los).

Aber jetzt ab nach Hause – Flaschen befüllen und so schnell wie möglich schlafen gehen. (Was natürlich nicht so schnell ging) …

 

SAMSTAG 16.7.2022

3.15 Uhr – Tagwache bei traumhaften Wetter

3.30 Uhr – Frühstück

4.30 Uhr – Einfahren

5 Uhr – Start

Ein Rennen dieser Länge, richtig zu fahren, macht durchaus Sinn, das haben mir meine letzten Teilnahmen bestätigt. So war ich heuer etwas Vernünftiger und versuchte den ersten Berg deutlich unter meiner anaeroben Schwelle zu bleiben. Da der Puls natürlich hier nicht ganz der Wahrheit entspricht, bin ich diesmal wirklich happy über mein Wattsystem. Denn so konnte ich etwas ruhiger bleiben und nicht wie 2018 gleich am ersten Berg viel zu schnell wegfahren.

Kurz hatte ich Kontakt mit Vroni und konnte sehen, dass sie top drauf ist, aber gleich in der ersten Abfahrt war ich vorne und hab sie nicht mehr gesehen. Hier war das Feld noch etwas enger beisammen und ich kannte auch viele Teilnehmer, die sich freuten mit mir ein Stück zu fahren.

Bergauf versuchte ich bewusst immer etwas ruhiger zu bleiben und bergab muss ich gestehen hab ich einfach so viel Spaß gehabt und ohne etwas anbrennen zu lassen, genoß ich jeden Trail, jede Schotterstraße. Neu war für mich auch, dieses Rennen mit einer Dropperseat zu fahren, auch das hat mir brutal viel geholfen in den Abfahren.

So ging es Berg für Berg, Abfahrt für Abfahrt.

Das Schönste waren die Assitenzpunkte wo abwechselnd, Gerti, Sabine oder Jörg irgendwo auftauchten und mir immer das gaben was ich gerade benötigte.

Ernährt habe ich mich mit Getränken von Headstart und Winforce zusätzlich gab es alle 30 Minuten Gels von Winforce die ich sehr gut vertrage, meine Favoriten sind hier Maroni und ganz neu, Peanut Salty und zustätzlich gab es Kartoffelpüree, Cola, Mineral mit Zitrone und Melone… Also ich würde sagen, mir fehlte einfach nichts.

Meine Beine überraschten mich Berg für Berg, nie hatte ich das Gefühl es geht nicht mehr. Aber dann kam der Salzberg (ich mag ihn einfach nicht) der ist nach knapp 5000 Höhenmetern und 150 Kilometern zu fahren und diese Steilheit ist in diesem Moment einfach ein entscheidender Faktor. Schaffst du es hier nochmal durchzudrücken, dann schaffst du es auch heim, aber hier kämpft wirklich jeder und es war brutal.

Kurz vorm Salzberg bekam ich Seitenstechen, das ich so nicht kannte, ich hatte kurz Angst, dass ich aufgrund der Luft, die mir etwas fehlte, nicht ins Ziel komme. Aber meine Betreuer puschten mich immer zum richtigen Zeitpunkt und ignorierten sogar, dass ich grad jammerte.

Zwischendurch erfuhr ich meinen Abstand zur Zweitplatzierten und wusste, dass ich heute mit meinem gezielten Auffahrtstempo nichts falsch gemacht habe. Ich drehte mich ab dem Salzberg gefühlt 100 x um, ob ich nicht doch noch eingeholt werde. Denn 2018 waren es die letzten 50 Höhenmeter wo Sabine mit einem wahnsinns Tempo an mir vorbeiging. Doch diesmal war weit und breit keiner zu sehen und ich konnte langsam mit dem Gedanken spielen dieses Rennen nicht nur zu finishen, sondern vielleicht sogar zu gewinnen.

Mein Seitenstechen wurde leider mehr und ich musste mich die letzten Höhenmeter noch richtig quälen, aber dann war der Berg geschafft und ich dehnte mich noch einmal durch, um in der Abfahrt den Schmerz etwas zu verringern.

Dann hört man in Gosau schon die Sprecher und motivierende Musik und du weißt jetzt sind es nur mehr 13 km bis ins Ziel – ich hab gerade Gänsehaut wenn ich das schreibe… Jörg gibt mir ein letztes Cola und so gehts in die letzten Kilometer dieses unfassbaren Rennens.

Ich konnte kein großes Tempo mehr fahren auf die letzten Meter aber ich habe mit dem guten Vorsprung (18 Minuten) jetzt einfach genossen, eine Zieleinfahrt mit soooo vielen Menschen, ein Jubelgeschrei und so viele Gesichter die nur wegen mir gekommen sind. Tränen verschafften mir die vielen Kinder meiner MTB Kids Academy .

Ich habe die Ziellinie tatsächlich geschafft, in 12 h 16 Minuten bin ich 210 km und 7000 Höhenmeter gefahren…

Ich bin geflasht und immer noch fassungslos… Ich hab heute mehr für mich geschafft als ein Rennen zu gewinnen.

 

DANKE SALZKAMMERGUTTROPHY –  ich habe den Teufel geküsst!

Und diejenigen die mir diesen Sieg nicht gönnen… Seit nicht neidisch macht es einfach selber besser!

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